Im Himmel hat jeder eine Bleibeperspektive

Mit Geflüchteten zu arbeiten, ändert meinen Blickwinkel. Meinen Blickwinkel auf das Leben, auf die Privilegien und Ungerechtigkeiten, die es ausmachen, aber auch meinen Blickwinkel auf zentrale Inhalte meines Glaubens. Deutlich ist mir das geworden, als ich letztens einmal das Experiment unternommen habe, mir bewusst zu machen, wie ich mir den Himmel vorstelle. Nun kann man…

Ein prophetischer Zwischenruf

Ursprünglich veröffentlicht auf Flüchtgedanken:
Darf man das, oder darf man es nicht? Es kam mir in den Sinn, und ich versuche es nun eben. Ich maße mir dabei an, zu sagen, was meiner Meinung nach Gott gefällt und was nicht. Dass das tatsächlich so ist, dafür kann ich nicht garantieren. Es ist…

Von Privilegien und Aufgaben

Europa hat gewählt, wir haben gewählt und glücklicherweise ist – auch wenn mir die Zahlen aus meinem Bundesland Brandenburg Angst machen – der große Rechtsruck ausgeblieben. Bleibt also die Chance, eine vielfältige, tolerante und menschenfreundliche Gesellschaft zu gestalten – auf der großen europäischen Ebene und auf der kleinen lokalen Ebene, auf der wir uns einsetzen….

Geschmack des Lebens

Das Leben wieder schmecken, fühlen, riechen können. Das Leben im Heim schmeckt nach nichts. Ein Spaziergang am Abend schmeckt nach frischer Luft und Tannennadeln. Mit ölverschmierten Händen am Fahrrad schrauben, das schmeckt nach Lebendigkeit, Arbeit, Normalität. Stück für Stück ein bisschen besser verstehen, was die Leute sagen, das schmeckt nach Mut – Ich kann es…

Wie schafft man es, nicht gleichgültig zu werden?

Irgendwie will ich es gerade nicht mehr lesen. Mich nicht damit beschäftigen. Welche Dinge sich unser fröhlicher Innen- und Heimatminister (der mir unser Land sicher nicht heimatlicher macht) sich wieder ausgedacht hat, um Menschen zu schikanieren, die all ihre Lebenshoffnung in dieses unser Land gesetzt haben. Es ist so leicht, in diese Lethargie abzurutschen, in…

Wir müssen doch auch realistisch denken…

Nein, müssen wir nicht. Klar Politiker müssen irgendwo schauen, was tatsächlich möglich ist. Aber viel zu oft blockiert Realismus das weiterdenken. Viel zu oft lassen wir uns durch Realismus dazu verführen, viel weniger zu tun als tatsächlich möglich wäre. Dafür ist Idealismus gut. Idealismus pusht uns dahin, alles zu versuchen, um dem Ideal so nahe…

Von Zyklon „Idai“, Angst und Wunderkindern

In den letzten Tagen habe ich am eigenen Leib erlebt, wie sich viele der Geflüchteten fühlen müssen, die Freunde und Familie in Kriegs- und Krisengebieten haben. Einige von euch werden es in den Nachrichten gehört haben, in der letzten Woche hat der Zyklon „Idai“ die Stadt Beira in Mosambik verwüstet. Ich habe in dieser Stadt…

„Ich kann doch auch sagen, ich liebe Schokolade“

Weißt du, bei uns im Irak ist das ganz normal. Ich kann vielen Leuten sagen „Ich liebe dich – Ana ohebuk“. Männern, Frauen, meinen Freunden, meiner Mutter, meiner Schwester, einer Freundin von meiner Mutter, einer Arbeitskollegin… das bedeutet nicht viel. Ich kann ja auch sagen: „Ich liebe Schokolade“. Bei uns ist das total normal.

Komplimente interkulturell – oder: das Gefühlschaos verstehen

Wahrscheinlich hatte ich in meinem ganzen Leben insgesamt nicht so viele Komplimente bekommen, wie in Mosambik innerhalb von wenigen Wochen. Sie kamen in Form von romantischen SMS-Texten, ganz direkten Kommentaren zu meinen tollen Haaren, Augen, etc. leicht durchschaubaren Fragen, ob ich denn eine Freundin hätte, die ich jemandem als mögliche Partnerin vorstellen könnte, und dem…

Gestohlene Zeit

Die Angst, das Leben zu verpassen. Zeit zu verschwenden. Den Anschluss zu verpassen, nicht mehr aufholen zu können. Diese Angst ist mir in den letzten Tagen häufiger begegnet. Vielleicht wird es vielen um den Jahreswechsel herum besonders klar. Sie merken: Dass da wieder ein Jahr vergangen ist. Ein Jahr, in dem sie keine Sicherheit über…